Die Flexible Übergangsphase ist in unserer Schule in einer jahrgangsübergreifenden Lerngruppe organisiert.
Flexible Übergangsphase bedeutet hierbei, dass es für die Schüler möglich ist, nach zwei oder drei Schuljahren die Prüfung zum Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (ESA) abzulegen. Der Zeitpunkt der Prüfung zum ESA richtet sich nach dem jeweiligen Leistungsstand der Lernenden.
Die Maßnahme richtet sich an Schüler der Jahrgangsstufe 8 der Gemeinschaftsschule, die ihren ESA nicht mehr in der regulär verbleibenden Zeit erreichen können. Diese Jugendlichen könnten aber aufgrund ihrer allgemeinen Befähigung und ihrer allgemeinen Verhaltensdispositionen diesen Abschluss erwerben. Ebenfalls wird leistungsstarken Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf hier die Möglichkeit geboten, den ESA zu erreichen. Neben der Hinführung zum ESA sollen die Jugendlichen auf das Berufsleben vorbereitet werden, damit sie in den ersten Ausbildungsmarkt integriert werden können.
Konzeptionelle Umsetzung
Zur Zielerreichung ergibt sich folgendes Vorgehen:
- Erkennen von Lerndefiziten und Dokumentation im Lern- und Förderplan
- Individuelle Förderung zum Ausgleich dieser Lerndefizite
- Methodentraining
- Coaching
- Soziales Lernen, z.B. durch jährliche erlebnispädagogische Klassenfahrten
- Praktika in verschiedenen Berufsfeldern
- Berufs- und Lebensplanung
Die Umsetzung der beschriebenen Arbeitsweisen erfolgt im interdisziplinären Team, bestehend aus der Klassenlehrkraft, den Fachlehrkräften, einem Sonderpädagogen und einem Coach. Eine intensive Eltern-Schüler-Arbeit wird von Seiten der Schule angestrebt. Die Eltern werden durch Gespräche und regelmäßig stattfindende Elternsprechtage einbezogen. Transparenz hat in der Arbeit mit den Jugendlichen einen hohen Stellenwert.
Erkennen von Lerndefiziten und Dokumentation im Lern- und Förderplan
Die Stärken und Schwächen der Jugendlichen im schulischen Bereich werden von den Fachlehrkräften im Unterrichtsgeschehen herausgearbeitet und dem Schüler in Einzelgesprächen rückgemeldet. Anschließend werden Zielvereinbarungen getroffen, die die Jugendlichen in einem festgelegten Zeitraum erreichen sollen. Diese Ziele sollen für die Schüler überschaubar sein. Die Lerndefizite und die vereinbarten Ziele werden im Lern- und Förderplan dokumentiert und mit dem Schüler und seinen Eltern besprochen. Der Lernplan wird fortgeschrieben und aktualisiert.
Individuelle Förderung zum Ausgleich dieser Lerndefizite
Ein Kernelement im Rahmen der Flexiblen Übergangsphase ist die individuelle Förderung um Lerndefizite auszugleichen. Eine Flexmaßnahme umfasst im Idealfall nicht mehr als 15 Schüler. Zur Binnendifferenzierung und für das Coaching steht neben dem Klassenraum ein Gruppenraum zur Verfügung. Ein Teil der Schulstunden ist mit zwei Lehrkräften besetzt. Dabei kommt eine Vielzahl pädagogischer Methoden zum Tragen.
Methodentraining
Grundsätzlich gliedert sich das Methodentraining in vier große Arbeitsfelder auf, die miteinander vernetzt sind. Unter diesen Feldern verstehen wir:
- Arbeitsplanung/Organisation
- Informationsbeschaffung
- Informationsverarbeitung
- Informationsdarstellung
Beim Methodentraining werden auch alltagspraktische Dinge eingeübt, wie z. B. Telefonieren, Lesen eines Fahrplanes oder die Benutzung des Nahverkehrssystems.
Coaching
Der Coach unterstützt die Schüler bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, bei der Suche nach einer Praktikumsstelle oder einem Ausbildungsplatz. Ebenso bietet der Coach Hilfen im sozialpädagogischen Bereich, dies reicht von Streitschlichtung bis zur Herstellung des Kontaktes zu Ämtern und Beratungsstellen. Ein wichtiger Bestandteil der Coacharbeit ist auch die Zusammenarbeit mit Eltern. Der Coach unterstützt außerdem den Unterricht durch Organisation von Betriebsbesichtigungen. Die Arbeit erfolgt immer in Absprache mit den Lehrkräften, es finden dazu regelmäßige Teamsitzungen statt.
Soziales Lernen
Soziales Lernen erfolgt in Gruppenarbeitsphasen, Kooperation der Schüler bei verschiedenen Projekten sowie durch vielfältige Aktivitäten im Klassenverband (Ausflüge, Klassenfahrten, Feste, Sportveranstaltungen etc.). Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf einer erlebnispädagogischen Ausrichtung von Klassenfahrten wie z. B. eine Segeltour mit einem Plattbodenschiff auf dem Ijsselmeer.
Berufsorientierung und Praktika
Im ersten Jahr der Flexiblen Übergangsphase nehmen die Schüler verpflichtend am „Auswildern“ teil. Hierbei lernen sie verschiedene Berufsfelder an der Beruflichen Schule Elmshorn kennen.
Pro Schuljahr finden zwei vierzehntägige Betriebspraktika statt, die verschiedene Berufsfelder abdecken müssen. Es erfolgt eine intensive Betreuung, Auswertung und Dokumentation. Nach Möglichkeit werden nur Betriebe ausgewählt, die einen vakanten Ausbildungsplatz haben und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sind. Die Schüler erhalten von ihrer Firma zum Ende des Praktikums eine Beurteilung.
Berufs- und Lebensplanung
Für die Vorbereitung der Suche von geeigneten Praktikumsplätzen bzw. einer geeigneten Ausbildung gehören verpflichtende Besuche von Berufsinformationsmessen, z. B. „BCSG – Forum Schule und Beruf“, „Nordjob“ oder „Berufe live“ in Elmshorn.
Daneben werden über den Besuch von unterschiedlichen Firmen oder Betrieben verschiedene Berufsfelder von Schülern vor Ort erkundet.
Ein weiterer Bestandteil der Berufsplanung ist eine enge Kooperation mit der Agentur für Arbeit. Über Informationsveranstaltungen oder über persönliche Sprechstunden bei dem zuständigen Berufsberater wird frühzeitig ein enger Kontakt hergestellt.
Im Rahmen von Planspielen zum Thema Familie, Babypflege oder Finanzen erproben Schüler spielerisch mögliche zukünftige Lebensabschnitte.
Zur Lebens- und Berufsplanung wird der Berufswahlpass genutzt, in dem die Jugendlichen Praktika, Zeugnisse und andere in dem Zusammenhang stehende Ereignisse reflektieren und dokumentieren. Die Arbeit mit dem Berufswahlpass stärkt das selbst organisierte Lernen und hält den Weg der Jugendlichen bei der Vorbereitung ihrer Berufswahl fest.
Stärkung von Kompetenzen
Durch einen berufs- und praxisorientierten Unterricht wird den Schülern eine bessere Perspektive für ihren schulischen Abschluss und, wenn möglich, für eine Berufsausbildung vermittelt. Durch gemeinschaftliche Aktivitäten wird der soziale Zusammenhalt gefördert, um eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Im Vordergrund steht die Förderung der Ausbildungsreife. Dazu gehören die schulischen Grundlagen, ein positives Arbeitsverhalten und eine gefestigte Persönlichkeit.
Folgende Kompetenzen stehen im Fokus:
- Sachkompetenz (Kulturtechniken)
- Methodenkompetenz (strukturiertes Arbeiten)
- Soziale Kompetenz (Teamfähigkeit, Umgangsformen)
- Stärkung des Selbstwertgefühls (sich eigener Stärken bewusst werden)
Intensiver Austausch mit Schülern, Eltern, Betrieben, der Agentur für Arbeit, regionalen Bildungsträgern und anderen außerschulischen Institutionen ist dazu notwendig. Intensive Betreuung und praxisnaher Unterricht sollen die Schüler motivieren und ihnen Erfolgserlebnisse ermöglichen.
Unterrichtsschwerpunkte
Das schulische Lernen richtet sich nach den Fachanforderungen der Sekundarstufe I des Landes Schleswig- Holstein und den entsprechenden Bildungsstandards.
Zu Beginn des ersten Flex-Schulhalbjahres stehen folgende Aspekte im Vordergrund:
- Gruppenfindungsprozess
- die Ermittlung des Leistungsstandes
- Bestimmung der Förderschwerpunkte
Die ermittelten schulischen Defizite und Lernschwierigkeiten werden individuell bearbeitet. Eine zeitweilige Doppelbesetzung mit Lehrkräften dient der individuellen Förderung, Differenzierung oder dem Arbeiten in Gruppen. Es werden erforderliche Lerneinheiten für einen bestimmten Zeitraum angeboten (z. B. Fehlerschwerpunkte in der Rechtschreibung).
Um eine erfolgreiche Förderung der Schüler zu gewährleisten, kann es notwendig sein, zusätzliche Lernzeiten im Stundenplan festzulegen.
Im Unterricht kommen folgende Arbeitstechniken und Unterrichtsmethoden zur Anwendung:
- Gruppen- und Partnerarbeit
- Projektarbeit
- Arbeitsplan
- Lernzirkel
Grundsätzlich erfolgt die Orientierung für Unterrichtsplanung und -durchführung an den schulischen Fachcurricula.
Voraussetzung für die Aufnahme und den Verbleib
Ein erster Informationsabend im 2. Halbjahr der 7. Klasse ist für interessierte Schüler sowie deren Eltern verpflichtend. Die Teilnahme an einer Flexmaßnahme ist freiwillig. Die Aufnahme erfolgt nach einem festgelegten Verfahren. Die grundsätzliche Bereitschaft des Schülers, zu lernen und zu arbeiten, ist wichtig. Wenn ein Schüler nachhaltig gegen die Regeln verstößt oder notwendige Arbeiten nicht anfertigt, wechselt er in eine Regelklasse, bzw. in eine Klasse, in der sonderpädagogische Förderung angeboten werden kann. Darüber entscheidet die Klassenkonferenz.