Leuchtendes Signal gegen Hass und Ausgrenzung: Mit der Aktion„Licht zeigen“ tragen der Freundeskreis Yad Vashem und die „Kieler Nachrichten“ das Erinnern an den Holocaust mitten in die Gesellschaft: Zum diesjährigen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar soll überall in Kiel das ikonische Foto eines Chanukka-Leuchters zu sehen sein, das dort vor 91 Jahren entstand. Fast 70 000 Exemplare dieses Fotos werden als Abziehfolie über die Gesamt-Druckauflage von „Kieler Nachrichten“ und „Segeberger Zeitung“ verteilt, die die Aktion in ein Themenpaket zu jüdischem Leben in Kiel damals und heute eingebettet haben. Die einzigartige Aktion wurde in Kooperation mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem konzipiert. Das Ziel: Eine ganze Region bekennt sich symbolisch zum Licht und wendet sich gegen das Dunkel von Ausgrenzung, Gewalt und Vergessen.
Arthur Posner war der letzte Kieler Rabbi vor Beginn der Schoa. Seine Frau Rahel machte 1931 das
berühmte Bild: der Chanukka-Leuchter auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers – im Hintergrund
auf der anderen Straßenseite hängen bereits riesige Nazi-Flaggen. Foto und Leuchter sind heute in
der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu sehen. Nun sollen sie – auch über Kiel
hinaus – zum sichtbaren Signal gegen Vergessen und Ignoranz werden.
Kurz vor dem Holocaust-Gedenktag liegen die Sticker den KN und der SZ bei, damit alle Leserinnen
und Leser Teil der Aktion werden können. Für Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer vermittelt der Kieler Chanukka-Leuchter mit seiner Geschichte eine „kostbare Botschaft“: den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. „An die Stelle von Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit setzt Kiel Solidarität und zeigt gemeinsam Licht.“
„Für uns war sofort klar, dass wir gerne mitmachen – uns als Medienmarke ist es wichtig, uns gegen ausgrenzende Strömungen in unserer Stadt zu positionieren“, sagt KN-Chefredakteurin Stefanie Gollasch. Recherchen der Redaktion zu jüdischem Leben in Kiel hätten gezeigt: Es gibt sie, diese Strömungen, und sie sind teils so stark, dass Jüdinnen und Juden Angst sich aus Furcht um ihre Sicherheit nicht öffentlich zu ihrem Glauben bekennen.
Jeremy Issacharoff, Botschafter des Staates Israel in Deutschland und Schirmherr von „Licht zeigen“: „Wir müssen Antisemitismus bekämpfen und die Erinnerung an die Schoa respektieren und ehren. Die Stärke der Demokratie wird sich an der Entschlossenheit messen lassen, Fanatismus, Ausgrenzung und Intoleranz konsequent abzulehnen und entgegenzutreten. Die Verbrechen des Nationalsozialismus dürfen niemals vergessen werden. Ich freue mich, dass sich die Aktion “Licht zeigen” genau diesem Ziel verschrieben hat und danke allen Beteiligten.“ Dani Dayan, Vorstandsvorsitzender von Yad Vashem: „Es besteht eine grundlegende Verbindung zwischen den persönlichen Gegenständen und Artefakten in Yad Vashems umfangreichen Sammlungen und den Orten, von denen sie kommen. An diesen Orten gab es vor dem Holocaust blühende jüdische Gemeinden, und die Besitzer der Artefakte lebten ein zumeist zufriedenes Leben. Daher ist es von großer Bedeutung, dass diese Gegenstände und die Geschichten der Opfer und Überlebenden, die sie ‚erzählen‘, wieder Kontakt zu ihren ursprünglichen Gemeinden in Deutschland finden – als Symbol dafür, dass die Erinnerung an den Holocaust nicht vergessen werden darf. Diese Gedenkinitiative stellt eine persönliche Verbindung zum Leben der sechs Millionen ermordeten jüdischen Männer, Frauen und Kinder dar und erhält damit die Erinnerung an die Schoa aufrecht.”
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Yad Vashem ist nicht nur als Gedenkstätte, sondern auch durch sein Archiv das Gedächtnis der Schoa. Bis heute finden Nachfahren dort endlich Gewissheit über das Schicksal ihrer Familien. Gegenstände wie der Chanukka-Leuchter aus Kiel tragen dazu bei, heutigen Generationen zu veranschaulichen, was damals geschah. Es ist das Verdienst des Freundeskreises von Yad Vashem, mit der Kampagne ‚Licht zeigen‘ die Erinnerung wachzuhalten. Ich hoffe, dass sich viele Menschen in Deutschland der Kampagne anschließen werden. In Zeiten eines wachsenden Antisemitismus und zunehmender Geschichtsvergessenheit ist dieses Engagement wertvoller denn je.“
„Es ist unsere gemeinsame Verantwortung neue Formen des Erinnerns zu finden“, so Ruth Ur, Geschäftsführerin des Freundeskreises Yad Vashem und Initiatorin des Projekts „Licht zeigen“. Die Aktion „Licht zeigen“ ist eine mögliche Antwort auf die Frage nach neuen Wegen der Erinnerung. Es geht darum, mithilfe von Exponaten aus der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem einzelne Schicksale neu zu betrachten.
Kai Diekmann, Vorsitzender des Freundeskreises Yad Vashem: „Das ikonische Foto von Rahel Posner ist atemberaubend, mehr Aussagekraft als einen Chanukka-Leuchter im Vordergrund und die Nazi-Flagge dahinter kann ein Bild kaum haben. Ich bin froh, dass ,Licht zeigen’ dieses Bild mit seiner außergewöhnlichen Geschichte nun zurück nach Kiel bringt und jeder die Möglichkeit bekommt, ein Zeichen gegen Hass und Gewalt zu setzen.“
An unserer Schule wird die Aktion “Licht zeigen” im Rahmen des Unterrichts rund um den Gedenktag zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus behandelt.
Text entnommen aus: Pressemitteilung des Freundeskreises Yad Vashem und der Kieler Nachrichten
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