Am 19.05.15 unternahmen große Teile des 9. Jahrgangs der BCSG eine Exkursion in das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme als Einstieg in das Thema Nationalsozialismus. Lena Schulz (9a), Aleyna Karakol (9f) und Benedict Günther (9f) berichten über diesen Tag, der sie nachhaltig bewegt hat.
Schon um 7:30 Uhr trafen wir uns getrennt nach Klassen auf dem Schulhof, damit wir rechtzeitig im KZ ankommen konnten. Es waren jeweils zwei Klassen in einem Bus. Die Fahrt zum KZ dauerte anderthalb Stunden. Als wir ankamen, hatten wir noch ein wenig Zeit uns umzusehen, bevor die geplante Führung beginnen sollte. Überall waren grobsteinige Wege und Steinaufschüttungen, viele fragten sich, was die Steine zu bedeuten hätten. Später erfuhren wir von unseren Museumsführern, dass die Steine, die uns das Laufen erschwerten, an den steinigen Alltag im KZ erinnern sollen und dass die vielen auf dem Gelände aufgeschütteten Steinhaufen abgerissene Baracken symbolisieren.
Um 10:00 Uhr gingen alle vier Klassen in ein Gebäude, in dem uns ein Einführungsfilm über die Gedenkstätte gezeigt wurde. Das Konzentrationslager Neuengamme war das größte in ganz Norddeutschland, es hatte 80 Außenlager und 24 Frauenlager. Es war durch einen elektrischen Stacheldrahtzaun begrenzt. Wer flüchten wollte, starb sofort an dem Stromschlag. Jedoch wurden die Leichen als Abschreckung dort liegen gelassen. Als die Menschen in den Jahren 1938-1942 in einem Wagon im KZ ankamen, mussten sie sich ihrer normalen Kleidung entledigen und alles abgeben, was sie dabei hatten, selbst ihren Namen. Sie bekamen eine Nummer und blau-weiß gestreifte Kleidung und somit sahen alle Häftlinge gleich aus. Danach wurde den Häftlingen jegliche Körperbehaarung abrasiert.
Der Grund für die Einrichtung eines Konzentrationslagers in Neuengamme war, dass Hamburg Führerstadt werden sollte.
Das KZ Neuengamme war kein Vernichtungslager wie etwa Auschwitz. Die Häftlinge, die hierher gebracht wurden, sollten schwere körperliche Arbeit verrichten. Die Zahl der Inhaftierten stieg von Jahr zu Jahr. Irgendwann war das KZ so überfüllt, dass die Häftlinge nicht mehr richtig versorgt werden konnten, entweder verhungerten sie oder erhielten bei Krankheit keine medizinische Hilfe. Viele wurden auch einfach wegen körperlicher Schwäche ermordet. Insgesamt waren über die Jahre 100.000 Häftlinge im KZ Neuengamme inhaftiert, 42.900 Menschen starben dort.
Aus unterschiedlichsten Gründen kamen die Häftlinge nach Neuengamme. Es waren z.B. politische Gegner oder junge Leute, die die falsche Musik hörten (falsche Musik etwa waren Jazz und Swing), aber auch Juden.
Als besonders ergreifend und erzählenswert empfanden wir die Geschichte des kleinen Fritz. Fritz war 17 Jahre alt, als er ins KZ Neuengamme kam. Der Grund dafür war, dass er etwas gegen Hitler an eine Wand geschrieben hatte. Fritz` Aufgabe war es, auf die Kranken aufzupassen. Da den kranken Menschen keine Medizin verabreicht wurde, musste er ihnen beim Sterben zuschauen. Irgendwann kam einer der SS-Leute und hat gesagt: „Fritz, dort sind fünf Russen. Hier hast du fünf Spritzen mit Benzin gefüllt. Du wirst jedem davon eine Spritze ins Herz stechen.“ Fritz hat sich geweigert. Umbringen konnte der SS-Mann ihn nicht, da er Deutscher war. Als Strafe wurde Fritz für eine Woche in einen dunklen Raum gesetzt. Als Dank, dass Fritz sie verschont hatte, schnitzten sie ihm ein Herz aus Holz. Fritz kam von einem KZ ins andere. An einem Standort musste er auf dem Weg zur Arbeit an einer Grundschule vorbei. Die Kinder erkannten ihn als Häftling an der Kleidung und schenkten ihm ihr Pausenbrot, als Dank gab Fritz irgendwann sein Holz-Herz weiter. Als die Konzentrationslager aufgelöst wurden, wurde Fritz befreit und ging von Schule zu Schule, um seine Geschichte zu erzählen. Eines Tages kam ein Junge zu ihm und sagte: „Ich weiß nicht, ob Sie mich erkennen, aber ich hab hier etwas für Sie.“ Er gab Fritz das Holz-Herz zurück, welches er damals von ihm erhalten hatte. Fritz stellte das Holz-Herz der Gedenkstätte als Ausstellungsstück zur Verfügung. Er starb vor zwei Jahren und wurde über 90 Jahre alt. Diese Geschichte ging vielen von uns wirklich ans Herz.
Als die Alliierten kamen, um Deutschland zu befreien, mussten sich die Häftlinge auf sogenannte Todesmärsche begeben. Wer nicht folgen konnte, wurde erschossen. Die Überlebenden wurden auf ein Schiff gebracht. Dieses Schiff wurde am 3.Mai 1945 angegriffen, die Alliierten hatten es mit einem Kriegsschiff verwechselt. 6600 starben und nur 450 überlebten.
Für uns hat sich dieser Ausflug gelohnt, denn obwohl es traurig war, war es auch spannend.
Wir haben alle sehr mitgefühlt, da es uns gezeigt hat, wie schrecklich es im KZ früher war. Es war spannend zu erfahren, wie die Menschen die Hoffnung nicht aufgegeben haben und deren Geschichten zu hören, durch die sie ihre Motivation zu überleben, erhielten.
Es hat uns Spaß gebracht unserem Museumsführer zuzuhören, dieser war auch für alle Fragen offen. Dadurch, dass wir so konzentriert zugehört haben, ging die Zeit aber leider auch schnell vorbei.
Aus unserer persönlichen Erfahrung können wir den Ausflug empfehlen, denn es war sowohl spannend als auch berührend.
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